Wie wir wohnen | Von Jennifer Schnell
Wie wird die Heilbronner Innenstadt aussehen?

Klimawandel, Wohnungsnot, Einzelhandel-Sterben. Die künftigen Herausforderungen der Innenstädte in Zukunft sind groß. Wie will sich die Stadt Heilbronn diesen stellen? Und welche Vision hat sie für die Innenstadt? Diese Fragen beantwortet Florian Baasch, Leiter der Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen, im exklusiven Interview gestellt.
Fragt man Baasch nach der größten Veränderung in Heilbronn bis zum Jahr 2050, fällt schnell das Stichwort „Wissensstadt“. Zu dieser soll sich Heilbronn entwickeln, etwa durch den entstehenden KI-Park. Baasch erklärt: „Dadurch soll ein hoher Lebensstandard gewährleistet werden. Ziel muss es sein, eine hohe Lebensqualität für alle Schichten zu schaffen durch eine grüne Innenstadt und durch eine größere Durchmischung in der Gesellschaft. Der Handel als einziger Magnet in der Innenstadt wird so nicht mehr funktionieren. Wir brauchen die Mischung aus Kultur, Gastro und Wohnen. Wir müssen auch schauen, dass wir eine hohe Aufenthaltsqualität in der Innenstadt schaffen, durch einen verkehrsberuhigten Bereich, mehr Platz, mehr Begrünung.“
Und wie stellt sich der Heilbronner die Innenstadt im Jahr 2050 konkret vor?

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Die Neubauten am Neckarbogen bezeichnet Florian Baasch als „ganz großen Wurf für Heilbronn“. Dort habe man Ideen entwickelt, die sich auch auf andere Wohnquartiere übertragen ließen:

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Zudem würden dort unterschiedliche Menschen einziehen, auch viele Familien. „Man hat es geschafft, dass dieses ganze Quartier familienfreundlich ausgebaut wurde. Man hat die beiden Seen, Aufenthaltsqualität, mehr Spielplätze, die verkehrsarmen Zonen, wo die Kinder auf der Straße spielen können. Und man hat eine Kita und bald auch eine Schule vor der Tür.“ Diese Nutzungsmischung im Quartier sei besonders wichtig und ein prägendes Konzept für das Wohnen der Zukunft.
Wenn sich immer weniger Menschen das Wohnen in der Innenstadt leisten können, besteht die Gefahr, dass die Innenstadt zur Geisterstadt wird. Was tut die Stadt konkret, um bezahlbares Wohnen in der Innenstadt zu fördern? Baasch sagt: Bereits im Jahr 2022 seien mit dem Handlungsprogramm Wohnen 2000 neue Wohnungen in Heilbronn geschaffen worden. Hinzu kommt: „Wir haben die Quote für den geförderten Wohnungsbau. Das heißt, wenn mehrgeschossig oder auf einem Quartier gebaut wird mit mehr als 12 Wohneinheiten, muss ein gewisser Anteil geförderter Wohnungsbau sein, bezahlbar, dass man die Mietpreise unter der normalen Miete anbietet. Da sind wir sehr erfolgreich, wir haben immer eine Quote zwischen 20 und 30 Prozent geförderten Wohnraum“, sagt Baasch.

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Einerseits wollen immer mehr Menschen im Stadtzentrum wohnen, andererseits gibt es nur sehr begrenzten Wohnraum. Wie plant Florian Baasch diesen Konflikt zu lösen? Zum einen nennt er die Nachverdichtung als Lösung.
Außerdem sagt er:

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Ein Thema, das immer wieder in Gesprächen mit Heilbronner aufkommt: das mangelnde Sicherheitsgefühl in der Innenstadt. Zwar sei Heilbronn faktisch einer der sichersten Stadtkreise in Baden-Württemberg. Die Sicherheitsumfrage im Juli und August 2022 hat jedoch ergeben: Das subjektive Sicherheitsempfinden weicht von der faktischen Sicherheit ab, besonders wenn es um die Innenstadt geht. Und da habe man auch bereits angesetzt, sagt Florian Baasch. „Wir haben den kommunalen Ordnungsdienst, der in der Innenstadt unterwegs ist. Wir haben jetzt in den Abendstunden zusätzliche Security, die in der Innenstadt unterwegs ist.“ Laut dem 49-jährigen müsse man eine Präventionskampagne, etwa durch Streetworker, sowie eine Imagekampagne durchführen. „Wir werden eine Arbeitsgruppe aus den verschiedenen Fachämtern bilden, um die Ergebnisse aus der Sicherheitsbefragung anzuschauen und daraus zielgerichtet Maßnahmen zu entwickeln“, sagt Baasch.
Um die Neckarmeile noch attraktiver zu gestalten, gibt es laut Florian Baasch bereits gute Ansätze: So haben sich die Händler und Gastronomen dort zu einem Marketingverband zusammengeschlossen und gestalten gemeinsame Aktionen, wie etwa das Straßentheater oder angebotene Märkte. Das soll die Bevölkerung in die Untere Neckarstraße bringen und die Veranstaltungen sollen den Menschen zeigen, „wie schön es da unten eigentlich ist.“
Und es gibt noch eine weitere Idee:
Zu den größten Herausforderungen, die sich Heilbronn bis 2050 stellen muss, zählt für Florian Baasch der gesellschaftliche Zusammenhalt. „Dieser kann durch Integration und gesellschaftliche Teilhabe gefördert werden, indem man die Menschen wieder zusammenbringt. Da kommt dann die Innenstadt ins Spiel mit der gewachsenen Aufenthaltsqualität, dass sich die Menschen im öffentlichen Raum treffen und austauschen können.“
Als weiteren Punkt nennt der Leiter für Stadtentwicklung und Zukunftsfragen die Bildung. Hier sei Heilbronn weit vorne. Baasch erklärt: „Die gebührenfreien Kitaplätze finde ich genial.“ Es sei wichtig, den Bildungsweg vom Kindergarten an gut zu strukturieren. Als Herausforderung nennt er auch die Entwicklung hin zur Wissensstadt. „Oberbürgermeister Harry Mergel sagt immer so schön: ‚Wissensstadt schafft Wirtschaftskraft.‘ Wenn es uns gelingt, unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen und unseren Branchenmix auszuweiten mit neuen Technologien, mit dem KI-Park, dann wird sich die Stadt positiv weiterentwickeln“, zeigt sich Baasch optimistisch. Als große Herausforderung nennt er zuletzt den Klimawandel und damit einhergehend den Klimaschutz und die Klimaanpassung.
Und wie will die Stadt Heilbronn auf den Klimawandel reagieren? Zum einen mit dem Klimaschutz-Masterplan. Dieser lief ursprünglich bis 2050, soll nun jedoch aufgrund von Veränderungen auf Landesebene schon bis 2035 oder 2040 umgesetzt werden. Im Gemeinderat wird noch entschieden, in welchem Jahr Heilbronn klimaneutral werden soll. Im Klimaschutz-Masterplan wird festgelegt, wie der CO2-Ausstoß in Heilbronn reduziert werden, wie sich fossile Energien herunterfahren lassen und wo saniert werden kann, etwa für eine bessere Wärmedämmung von Gebäuden. Zudem steht darin beschrieben, wo erneuerbare Energien ausgebaut werden können, also der Energiebedarf durch Photovoltaik, Biomasse, Wasser, Luft und Windparks gedeckt werden kann.
Zusätzlich zum Klimaschutz-Masterplan fährt die Stadt zudem verschiedene Anpassungsstrategien:

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Autoverkehr reduzieren
Zum Klimaschutz-Konzept gehört auch, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Das plant Florian Baasch wie folgt umzusetzen:
Und welche Chancen ergeben sich laut Florian Baasch durch die nötigen Veränderungen?