Wie wir fahren | Von Julian Ruf
Autonome Busse verändern Heilbronn
Das Einsteigen in einen der autonomen Busse, die seit August regelmäßig zwischen der Experimenta und dem Heilbronner Hauptbahnhof verkehren, vermittelt im Allgemeinen Vertrautheit und Routine. Der potenzielle Fahrgast nähert sich der Bustür und betätigt einen grünen Knopf. Schon gehen die Türen automatisch auf und gewähren Einlass, so wie man es von gewöhnlichen Bussen kennt.

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Im Inneren kann sich der Fahrgast dann auf einem der sechs Sitzplätze niederlassen. „Anschnallen ist aber trotzdem Pflicht“, sagt Andreas Eiseler (im Video). Er ist einer der Sicherheitsbegleiter, die den Bus während seiner autonomen Fahrt beaufsichtigen. Den Begriff des Fahrers findet er für sich nicht sehr passend, denn der Bus fahre ja schließlich selbstständig.
Im Innenraum hängen zwei kleine Bildschirme, über die der Fahrgast einen Blick in das „Gehirn“ des Busses werfen kann. Grüne Striche markieren darauf die programmierte Route des Busses, rote Striche zeigen Hindernisse und andere Fahrzeuge an. Überraschend dabei ist, dass man auf dem Bildschirm sogar sehen kann, in welche Richtung sich zum Beispiel ein Fußgänger wahrscheinlich bewegen wird, dargestellt durch einen kleinen Pfeil, der vor jedem Fußgänger auf dem Bildschirm erscheint.

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Setzt sich der Bus in Bewegung, fühlt man sich zunächst, als säße man in einem E-Auto, denn der Bus gleitet fast geräuschlos dahin. Nur das leise Brummen des Elektromotors ist zu hören sowie die Umgebungsgeräusche anderer, nicht so moderner, Verkehrsteilnehmer. Ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend, weil niemand am Lenkrad sitzt, stellt sich gar nicht erst ein oder verschwindet nach wenigen Sekunden.
Mit seiner maximalen Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde sorgt der Bus jedoch immer wieder für ungläubige Blicke auf den Gehwegen. So mancher zückt auch mal erstaunt das Handy. Gewöhnt haben sich die Heilbronner also noch nicht so ganz an dieses neue Fortbewegungsmittel. „In ein paar Jahren werden die Busse auch schneller fahren können. 70 km/h auf Landstraßen, das ist eine Notwendigkeit für die Zukunft“, erklärt Professor Raoul Zöllner von der Hochschule Heilbronn. Zusammen mit seinem Forschungsteam ist er für die Entwicklung der Fahrzeuge verantwortlich.

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Ganz frei von Kinderkrankheiten sind die Busse jedoch noch nicht. Sicherheitsbegleiter Eiseler führt deshalb immer eine gelbe Funksteuerung mit sich, wie man sie etwa von großen Modellflugzeugen kennt. Damit kann er den Bus wieder in die richtige Bahn lenken, sollte einmal ein Ereignis eintreten, mit dem der Bus nicht zurechtkommt. „Rund 600 Fahrgäste transportieren wir durchschnittlich im Monat“, sagt Eiseler. Von Mittwoch bis Sonntag zwischen 9 und 17 Uhr sind immer zwei autonome Shuttle-Busse auf der Bahnhofsstraße zwischen Hauptbahnhof und Experimenta unterwegs. Einen festen Fahrplan gibt es nicht, die Fahrgäste bekunden einfach ihr Interesse am Zustieg und schon kommt man in den Genuss der kostenlosen Fahrt. Noch bis zum nächsten Sommer werden die Busse in ihrer jetzigen Form zwischen dem Hauptbahnhof und der Experimenta hin- und herpendeln.